Liebe Leserinnen und Leser,
eines gleich einmal vorweggeschickt: Von Botanik habe ich vermutlich noch weniger Ahnung als von, sagen wie einmal, Diät-Pillen oder Frisurentrends (siehe Foto oben). Aber ich bin ganz gewiss nicht der einzige, der das natürliche Habitat einer “Felsenbirne” eher in den vegetationsarmen Regionen irgendeines Gebirgszuges vermutet hätte - als auf dem Marktplatz von Bad Segeberg. Dorthin würde die Pflanze mit dem irgendwie widersprüchlichen Namen nach Einschätzung von Fachleuten aber optimal passen. Würde. Denn was zumindest für einen Laien noch schräger klingt: Die Dinger sind komplett ausverkauft, in 2022 “nicht mehr lieferbar”. Einmal ganz abgesehen von der Frage, wo im Lande seit Kurzem ein junger Felsenbirnen-Wald die Menschen erquickt, hat die Stadt Bad Segeberg jetzt ein Problem. Denn ohne neue Bäume kein neuer Marktplatz. Die kleine Posse habe ich in dieser Woche zu meiner ganz persönlichen Lieblingsgeschichte erkoren. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Selbstverständlich haben die Kolleginnen und Kollegen von Segeberger Zeitung und KN-Online auch in den vergangenen Tagen wieder reichlich Geschichten recherchiert und aufgeschrieben, die gesellschaftspolitisch und zwischenmenschlich deutlich größere Relevanz besitzen. Kaltenkirchen und Bad Bramstedt (Bad Bramstedt!) legen beim Thema Stadtentwicklung ein Tempo vor, dass es einem im eher beschaulichen Ostkreis ganz schwindelig werden kann. Vor allem in der Rolandstadt (das ist der, dem dauernd das Schwert geklaut wird) rödelt eine Bürgermeisterin, die das Konzept der kommunalen Selbstverwaltung permanent auf den Kopf stellt.
Es gibt aber auch Themen, die sind einfach nur unendlich traurig: In Bad Segeberg verlieren gerade alte Menschen ihr Zuhause, ihre Heimat, die letzten Freunde und vertrauten Gesichter. Ausgerechnet die Kirche, die viele Millionen in ein neues Verwaltungszentrum investiert, schließt ein Altenheim, weil es sich nicht rechnet. Angehörige sagen auf einer kleinen Kundgebung, sie seien froh, dass ihre Mütter oder Väter noch rechtzeitig gestorben sind, um das alles nicht mehr miterleben zu müssen. Die im Juni frei werdende Immobilie entpuppt sich derweil als begehrtes Investitionsobjekt.
Was irgendwann irgendwem vermutlich eine Stange Geld einbringt, ist unter dem Strich doch nicht mehr als eine Bankrotterklärung.